Ausbildung

Heinrich Seling, in Gesmold geboren und aufgewachsen, erlernte den Beruf des Bildhauers.
Sein Vater war Zimmermann und Tischler.
Schon frühzeitig beschäftigte er sich mit dem Werkstoff Holz. Da lag es nahe, eine entsprechende Lehrstelle zu suchen.
Ab 1858, im Alter von 15 Jahren, erlernte er den Beruf des Bildhauers in Münster, er wohnte dort auch. Nach zwei Jahren musste er die Lehre unterbrechen, weil sein Vater das Lehrgeld und die Unterkunft nicht mehr aufbringen konnte. Heinrich kehrte in das Elternhaus nach Gesmold zurück, sein Vater stellte einen Stipendiumsantrag. Heinrich nutzte die Zwischenzeit, um Figuren für die Bückeburger Kirche zu produzieren. Diese erhielten sogar einen Preis für die hervorragende Ausführung.
Nach der Bewilligung des Stipendiums setzte Heinrich die Lehre in Hannover an der Polytechnischen Schule unter der Leitung von Wilhelm Engelhard fort.
Im Anschluss daran bot sich ihm die Aufnahme eines Studium an der Akademie der bildenden Künste in München unter Josef Knabl an. Hier studierte er von 1864 – 1867.
Nach dem Studium in München ging ein weiteres Studium in Rom einher. Der Münsteraner Bildhauer Wilhelm Achtermann hatte sich in Rom niedergelassen, Heinrich Seling konnte bei ihm fast zwei Jahre seine Fähigkeiten festigen und die Kunstwerke in der Stadt Rom studieren. Erst Ende 1868 verließ er Rom, um sich in Osnabrück selbstständig zu machen.

Kurzübersicht der Ausbildungszeiten des Heinrich Seling:
 

  • 1858  Heinrich tritt Lehre in Münster an, er wohnt hier auch.

  • 1859  Heinrich setzt die Lehre in Münster fort

  • 1860 März  Die Lehre wird wegen Geldmangel abgebrochen, Stipendiumsantrag

  • 1862, 01 Juni  Lehre in Hannover unter Wilhelm Engelhard fortgesetzt.

  • 1863, 25.April  Lehre in Hannover abgeschlossen, offizielles Ende Mai 1863

  • 1863, 25.April  Figuren für Bückeburger Kirche in Vaters Werkstatt hergestellt

  • 1863, 01.Juni    Figuren im Auftrag des Osnabrücker Bischofs aus Stein geschaffen

  • 1863, 26.Okt.   Aufnahme des Studiums in München

  • 1864  Studium in München unter Matrikel Nr. 1973 weitergeführt

  • 1865/66/67      Studium in München fortgeführt

  • 1868  Studium in München beendet, Ausbildung in Rom bei Achtermann

  • 1868, 24.Okt.   Werkstatt in Osnabrück eingerichtet.

Nachweise: Stipendiumsantrag Staatsarchiv Osnabrück Rep350Grö Amt Grö.Melle
Dat Gessemske Blättken, div. Ausgaben
Wikipediaeinträge zum den Studienorten
Matrikelbuch 1841-1884
 


 

Heinrich Seling, Studium in Hannover

Heinrich Seling war ab dem 01. Juni 1862 Schüler der Polytechnischen Schule Hannover, der späteren Leibniz Universität Hannover.
Die Geschichte der Leibniz Universität Hannover beginnt im Jahr 1831, die Höhere Gewerbeschule im Haus des Bierbrauers, Branntweinherstellers und Essigfabrikanten Christian Wilhelm Bornemann wurde eröffnet.
Sechs Jahre später zog die Schule in ein neu errichtetes Gebäude in der Georgstraße im Herzen Hannovers um, an den Standort des heutigen Kröpcke-Centers. Zu Beginn der 1840er Jahre erfuhr die Schule im Zusammenhang mit dem Beginn des Eisenbahnbaus ein Wachstum. 1844 waren 280 Schüler eingeschrieben. Im Jahr 1847 erhielt die Schule den Namen „Polytechnische Schule“. Bis 1853 hatte sich die Zahl der Lehrfächer nahezu verdreifacht. 1854/55 wurde dort eines der damals modernsten Chemielaboratorien Deutschlands eingerichtet. Der hannoversche Architekt Ernst Ebeling hatte das Schulgebäude im Rundbogenstil entworfen. Es lag mit der Längsseite an der Georgstraße. Die Georgstraße bildete damals den Kern der neuen Ernst-August-Stadt, die sich später zu Hannovers Geschäftszentrum zwischen Bahnhof und Altstadt entwickelte.
Wilhelm Engelhard (9. September 1813 - 23. Juni 1902) war ein deutscher Porträtmaler und Bildhauer.
Er ließ sich zunächst in London und Paris zum Elfenbeinschnitzer ausbilden, ehe er 1837 das Bildhauer-Studium an der Höhere Gewerbeschule in Hannover begann, wobei ihn das hannoversche Königshaus unterstützte. Er wurde 1839 Schüler von Bertel Thorwaldsen in Kopenhagen, 1841 von Ludwig Schwanthaler in München. 1848 war er Porträtmaler in Hamburg, 1855-58 war lebte er in Rom und seit 1859 – von König Georg V. berufen – wieder in Hannover, um an der Ausgestaltung der Marienburg (bei Nordstemmen) mitzuwirken, wo er das „Eddafries“ gestaltete. Engelhard war seit 1859 Mitglied des Hannoverschen Künstlervereins und wurde 1869 Professor an der Polytechnischen Schule.

Heinrich Seling war Schüler bei Wilhelm Engelhard an der „Polytechnischen Schule“ in Hannover und beendete dort im Mai 1863 sein Studium.
 


 

Heinrich Seling, Studium in München

Heinrich Seling war ab dem 21.03.1864 Schüler an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in München. Diese Akademie ist eine der bedeutendsten und, unter Berücksichtigung der ihr vorausgegangenen Bildungseinrichtungen, auch eine der ältesten Kunsthochschulen Deutschlands. Die Vorgeschichte der Akademie geht weit in das 18. Jahrhundert zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die Münchner Akademie einen weltweit führenden Ruf.
Schwerpunkt der heutigen Ausbildung ist der Studiengang Freie Kunst. Hinzu kommen die grundständigen Studiengänge Kunstpädagogik und Innenarchitektur sowie die Aufbaustudiengänge Bildnerisches Gestalten und Therapie sowie Architektur. Derzeit sind rund 700 Studierende an der Münchner Kunstakademie immatrikuliert. Jeder Studierende ist einer von ihm im Rahmen des Aufnahmeverfahrens gewählten Klasse zugeordnet. Insgesamt bestehen an der Akademie 26 Klassen.
Josef Knabl (geb. 1819 in Tirol – gest. 1881 in München ) lehrte an dieser Akademie religiöse Skulptur von 1863 – 1881, Seling wird einer seiner ersten Schüler gewesen sein. Joseph Knabl, der Sohn eines Bauern, absolvierte von 1834 bis 1837 eine Bildschnitzerlehre beim Imster Bildhauer Franz Xaver Renn. Danach ging er nach München, wo er eine Beschäftigung bei Joseph Otto Entres fand und unter den künstlerischen Einfluss des Bildhauers Konrad Eberhard geriet, in dessen Atelier er einige Zeit tätig war. Nach Bildhauertätigkeit im Atelier von Anselm Sickinger unternahm er 1854 eine Studienreise nach Tirol, Württemberg und ins Rheinland. 1856 übertrug ihm der Münchner Verein für Ausbildung der Gewerke eine Lehrerstelle an der vereinseigenen Modellierschule. Zwei Jahre später berief ihn Joseph Gabriel Mayer zum künstlerischen Leiter der von ihm begründeten Mayer'schen Hofkunstanstalt. In dieser Position schuf Knabl unzählige Modelle und Zeichnungen und verschaffte zahlreichen seiner Schüler eine Beschäftigung an der Kunstanstalt. 1862 wurde er auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Christliche Plastik an die Münchner Königliche Kunstakademie berufen.

Zu seinen Münchner Hauptwerken gehören die „Krönung Mariä“ im Hochaltar der Frauenkirche sowie die „Taufe Christi“ für den Hochaltar der St. Johannes-Kirche im Stadtteil Haidhausen.
 


 

Heinrich Seling, Studium in Rom

Heinrich Seling war ab 1867 Schüler von Wilhelm Achtermann in Rom.
Wilhelm Achtermann (1799 – 1884) war der Sohn eines Schreinermeisters und war bis zum Alter von 28 Jahren auf dem Bauernhof seiner Tante als Knecht tätig. Nebenher übte er sich im Holzschnitzen. Seine Arbeiten wurden wegen ihrer Feinheit bewundert und führten dazu, dass der westfälische Oberpräsident Ludwig von Vincke ihm deswegen ein Stipendium an der Akademie der Künste in Berlin vermittelte.
durch Verkauf kleiner Arbeiten verschaffte sich Achtermann endlich die Mittel zu einer Reise nach Italien. Mit 41 Jahren ließ er sich gegen 1839 bei den Deutschrömern in Rom für den Rest seines Lebens nieder. Bereits kurz nach seiner Ankunft war Wilhelm Achtermann in die römisch-deutsche Campo-Santo-Bruderschaft eingetreten und wirkte dort teilweise sogar als Vorstandsmitglied.
Zudem schuf er 1859 auf dem deutschen Vatikanfriedhof den Grabstein für Michael Knegten, ehemals Hauslehrer des Staatsmannes von Franz von Thun und Hohenstein.
Seine letzte größere Arbeit war ein gotischer Altar mit drei Reliefs aus dem Leben Christi für den Dom zu Prag, (1873 aufgestellt). An diesem Altar war sieben Jahre gearbeitet worden, somit wird auch Heinrich Seling mit Hand angelegt haben. Sein Lehrherr Achtermann war für diese Arbeit zum Ritter des Ordens der Eisernen Krone von Kaiser Franz Josef von Österreich ausgezeichnet worden.
Heinrich Seling war fast zwei Jahre Schüler des deutschen Bildhauers in Rom. Er lernte hier in Rom natürlich die Kunstwerke der Stadt kennen. Auch kann man davon ausgehen, dass er die italienische Sprache erlernte. Das kam ihm zunutze, wenn er später als Begleiter mit den Osnabrücker Bischöfen Rom besuchte. Er kannte sich dort auch in der Kunstszene aus und war somit der ideale Reisebegleiter.