Riemsloh St. Johann der Täufer

Der Hochaltar ist 1908 von Heinrich Seling geschaffen worden. Der Altartisch besteht aus Sandstein. Auf der Vorderseite zieren diesen fünf Flachplastiken in angedeuteten Nischen, die die vier großen Propheten des Alten Bundes und in der Mitte Moses darstellen. Der Altaraufbau erhebt sich darüber in Form der Gotik, doch so gestaltet, dass drei Medaillons von einem Halbbogen zusammengehalten werden. Damit ist auch das innere Thema des Entwurfs gut betont. Aus dem Retabel tritt hervor der Rundbogen, in dem der Tabernakel und der Aussetzungsthron weit hervortreten. Sie sind gekrönt von Türmen, die von betenden Engeln bewacht werden. Hier wird das himmlische Jerusalem mit seinen 12 Toren und Türmen angedeutet. Die umgebene Fläche unter diesem Bogen schmücken schwebende Engelsgestalten, die die Leidenswerkzeuge Christi in ihren Händen halten. Rechts und links schmiegen sich Halbbogen an, deren Linker eine Darstellung der Verkündigung von Maria zeigt. Im rechten Halbbogen führt Christus die Hand des zweifelnden Thomas zu seinem Herzen.
Die drei Medaillons erzählen von der Geburt des Herrn, von seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung. Dabei sind jeweils die alttestamentlichen Vorbilder dargestellt. Dazu auch Aussprüche von Propheten, die selbst als Büste dargestellt sind. Es ist interessant, diesem theologisch- biblischen Gedankengang nachzugehen. Den vier Propheten des Altartisches entsprechen über den Medaillons die vier abendländischen Kirchenlehrer. Diese tragen auf Spruchbändern vier der Glaubensartikel und die Engel unter dem Thronenden Christus zwei weitern, die von der Erlösungstat Christi sprechen. Die Erlösungstat des Herrn, die ja auch bei der Eucharistiefeier gegenwärtig ist, feiern die drei Medaillonbilder, die den Altaraufbau beherrschen: Geburt Jesu, Kreuzestod und Auferstehung. Diese Heilstaten münden im Zentrum des Retabels, wo Tabernakel und Aussetzungsthron ins himmlische Jerusalem gerückt sind.
Wenn man in einzelnen wie in konzentrischen Kreisen die Plastiken betrachtet, dann finden sie sich in den zwei Halbbogen und den drei Medaillons.
Im linken Halbbogen ist die Verkündigung im Haus zu Nazareth dargestellt. Das zugehörige Medaillon verkündet das Protoevangelium: Über die Schlange, die sich um den Lebensbaum windet, spricht Gott: Auf deinem Bauch sollst du kriechen“ (Gen. 3.14). Iin einer Strahleneden Mandorla beherrscht Maria die Szene. Die zugehörige Büste des Königs hält auf einem Spruchband den Psamtext: „Er wird niedersteigen in… Ps. 71“. Es handelt sich dabei um den Text des Psalms 72,6 „ Er strömte herab auf die Felder, wie Regenschauer, die die Erde benetzen“.
Das linke Medaillon schildert die Anbetung des Jesuskindes durch die Hirten. Auch Maria kniet vor ihrem Kind, das in einem strohgepolsterten Trog liegt. Josef steht mit dem Stab in der Hand und hat eine Hand aufs Herz gelegt. Als Basisrelief schauen Ochse und Esel in die Szene. Vier Engel schweben mit einem Spruchband, das die ersten Rufe des Gloria verkündet.
Das mittlere Medaillon zeigt Christus am Kreuz. Darunter stehen Maria und Johannes; vier weinende Frauen, der Soldat mit der Lanze, zwei würfelnde Henkersknechte und Nikodemus. Hierzu gibt es gleich zwei alttestamentliche Vorbilder in den Zwickeln: Abraham erhebt das Opfermesser über Isaak und ein Engel gebietet mit erhobener Hand Einhalt. Das andere Vorbild ist die kupferne Schlange, die Moses an einem kreuzförmigen Signalmast aufrichtet, um die von Giftschlangen Gebissenen zum gläubigen Aufblick zu ermuntern.
Das rechte Medaillon stellt die Auferstehung Christi aus der Grabkammer dar, die Siegesfahne in der Hand. Zu Boden geworfen sind die drei römischen Soldaten und ein Engel sitzt auf dem Stein mit einem Palmzweig in der Hand. Das alttestamentliche Vorbild ist nicht leicht auszumachen: Samson trägt die beiden Flügel des Stadttores von Gaza auf einen Berg, obgleich die Bewohner ihn in ihrer Stadt einschließen und töten wollten.
Im Halbbogen darunter führt Christus die Hand des zweifelnden Thomas zu seiner Seitenwunde. Als Vorbild des Alten Testamentes ist das Ringen Jakobs mit den Engeln dargestellt, dessen Segnen er erreichen will.
Die Symbole der vier Evangelisten sind in dreiviertel Medaillons den Aussenseiten der Darstellungen von der Anbetung der Hirten und der Auferstehung betont angeordnet.
Unter krönenden gotischen Türmen baut sich über den Medaillons aufstrebend eine Reihe von Plastiken auf.
Über der Kreuzigungsdarstellung finden sich unter krönenden gotischen Türmchen sechs weitere Büsten.
Die Farbfassung des Altares leistet Polychromer Wiegard. Den Altar stifte Domkapitular Dr. Heinrich Degen aus Riemsloh.

Auch die Beichtstühle in der Kirche stammen aus der Werkstatt Seling.