Lingen St. Bonifatius

Schon beim Bau des Turmes war Rat und Tat des Bildhauers Heinrich Seling gefragt. Die Skulpierung erfolgte durch Heinrich Seling
Als ein neuer Hauptaltar benötigt wurde, erhielt der Bildhauer Heinrich Seling den Auftrag. Der neue Altar konnte am 26.10.1912 eingeweiht werden.
Das Retabel des Hauptaltars ist als dreiteilige Bildwand mit drei Bildregistern gestaltet. Der dreiseitig nach vorn springende Mittelteil ist mit einer silbernen Halbkugel bekrönt, die von einem Halbrundbogen überfangen wird.
In der unteren Bildzone des Mittelteils ist der Tabernakel eingebaut. Auf das Retabel ist eine großfigurige Kreuzigungsgruppe gesetzt.
Den Anfang des Bildzyklus bildet links oben die Taufe Christi, gefolgt von der Darstellung des Einzugs in Jerusalem, die die Passionsgeschichte einleitet – ganz der Stellung des Palmsonntags innerhalb der Passionszeit entsprechend. Daran schließt die Abendmahlszene an. In der Bildzone darunter sind dargestellt: das Gebet am Ölberg, der Verrat des Judas und die Vorführung vor Pilatus. Die drei untersten Bildregister zeigen die Geißelung, Dornenkrönung und Kreuztragung.
Die rechte Seite des Altaraufsatzes schildert in der oberen Bildreihe mit den Szenen der Kreuzabnahme und Grablegung das weitere Passionsgeschehen. Das nächste Bildfeld gibt die Auferstehung Christi wieder. Darunter werden die Erscheinungen des Auferstandenen dargestellt: das Emmausmahl, die Begegnung mit Maria Magdalena, der ungläubige Thomas, die Beauftragung Petri, wobei die Emmausszene auf dem vorspringenden Mittelteil erscheint. In dem unteren Bildregister auf der rechten Seite sind die Himmelfahrt Christi, das Pfingstgeschehen sowie die Marienkrönung mit musizierenden Engeln dargestellt. Die Bildfelder des vorspringenden Mittelteils nehmen innerhalb des Bildprogramms inhaltlich eine Sonderstellung ein. Links oben sehen wir das Weinwunder, daneben die Samariterin am Brunnen. Darunter sind die Brotvermehrung und die bereits erwähnte Emmausszene dargestellt. Abgesehen von der Darstellung der Samariterin am Brunnen zeigt das Mittelteil neutestamentliche Ereignisse mit eucharistischem Bezug, was durch den hier positionierten Tabernakel bedingt ist. Die Tabernakeltüren selbst zeigen die Verkündigungsszene, die an diesem Aufbewahrungsort der Eucharistie die Inkarnation Christi vergegenwärtigt und damit auf den hinter dem Gehäuse aufbewahrten Leib Christi weist.
Die Vorderseite des sandsteinernen Unterbaues des Hauptaltares besteht aus fünf Relieffeldern in einer Säulenrahmung. In der Mitte ist Moses dargestellt, links von ihm die Propheten Jeremias, Isaias, rechts Maria und Zacharias.
Die dem Mittelteil bekrönende Halbkugel mit dem Relieffries, der in der Mitte das Lamm Gottes und seitlich je drei Engel als Halbfiguren zeigt.
Der Flügelaltar im Osnabrücker Dom war ein Bezugspunkt für den Bildhauer Seling bei der Gestaltung des Lingener Altars.
Wahrscheinlich stammt die großfigurige Kreuzigungsgruppe auf dem Altar nicht aus der Werkstatt Seling.
Bei einer teilweisen Neugestaltung des Chorraumes 1932 wurde ein Wandteppich mit Szenen aus dem Leben des heiligen Bonifatius, entworfen von Theo Landmann, hinter dem Altar angebracht.
Bei einer Neukonzeption des Kirchenraumes 1968/69 entfernte man den Josephsaltar und stellte dort einen Taufstein auf.
Das Retabel des Marienaltars im linken Seitenschiff weist als zentrale Darstellung – unter einem Baldachin stehend – eine gekrönte Marienfigur mit dem Christuskind auf. Die Madonnenfigur erscheint in einer Gloriole mit Strahlenkranz und der umlaufenden Inschrift: „Sei gegrüßt, o Himmelskönigin, Mutter der Barmherzigkeit, Leben Süßigkeit und unsere Hoffnung, sei gegrüßt“. Zu beiden Seiten tragen je zwei Engel die Gloriole. Die beiden darüber befindlichen Engel weisen mit ihren Inschriftenbändern nochmals den Engelsgruß:“ Sei gegrüßt, Mutter der Barmherzigkeit.“ Der Gloriole entsprechend endet der Altaraufsatz oben in einer Dreipassform. Die Bildfelder im unteren Retabelbereich zeigen seitlich die Verkündigung an Maria und gegenüber die Heimsuchung, die Begegnung zwischen Maria und Elisabeth. Darunter sind die Geburt Christi, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Darbietung Jesu im Tempel sowie der zwölfjährige Jesus im Tempel dargestellt. Damit zeigt das Marienretabel ergänzend zum Passionsgeschehen dem Wirken Jesu sowie den Szenen mit dem Auferstandenen auf dem Retabel des Hauptaltars Ereignisse aus der Kindheitsgeschichte Jesu, die zugleich szenisch einige der Marienfest abbilden.

Das Retabel des Josephsaltars im rechten Seitenschiff weist in einem Dreiecksgiebel auslaufend eine Josephsstatue unter einem Baldachin auf. Die umlaufende Inschrift enthält den Gebetsruf:“Ich bitte Dich durch die Liebe Jesu und Maria, verlasse mich nimmer in meinem Leben und steh mir besonders bei in meinem Sterben“. Ebenfalls trägt der Gewandsaum der Josephs- wie der Marienfigur den fortlaufenden Schriftzug mit der Fürbitte: „Ora et nobis“. Seitlich ist die Josephsfigur von zwei Engelsfiguren flankiert, die ein Inschriftband halten mit den Worten: „Ein getreuer und kluger Knecht, den der Herr über sein Hausgesinde gesetzt hat.“. Darunter sind aus dem Alten Testament Joseph von Ägypten, darüber der Prophet Isaias, ihm gegenüber Jakob und darunter David dargestellt. Seitlich von diesen vier Bildfeldern mit den alttestamentlichen Vorfahren sind Heiligenfiguren zu sehen; links Johannes der Täufer und rechts der hl. Bonifatius, der somit als Hauptpatron der Kirche im gesamten Altarensemple merklich unterrepräsentiert ist. Darunter sind die vier Kirchenväter angeordnet: Ambrosius und Gregor sowie Augustinus und Hieronymus. In der Mitte ist an der Stzelle, wo sich am Marienaltar der Tabernakel befindet, ein Blendkasten eingearbeitet.
Bei der Wiederaufstellung des Marien- und Josephsaltar wurden die Sockel vertauscht.Der Altar ist größtenteils aus Hartholz hergestellt.

Bauzeit: 1833 - 1836