KLÖSTER/ARCHITEKT SELING
Der Architekt Heinrich Seling
Der als Bildhauer bekannte Heinrich Seling nannte sich auch Baumeister. Immer wieder kann man nachlesen, dass er sich nicht nur um die Inneneinrichtung von Kirchen bekümmerte, sondern sich auch mit Rat und Tat beim Kirchenbau mit einbrachte.
Als St. Michael in Papenburg gebaut werden sollte, engagierte er sich zusammen mit der Gemeinde, um die richtige Bauform festzulegen und den geeigneten Architekten zu finden. Beim Ausbau der Gesmolder Kirche war er immer wieder dabei, wenn es um die Komplettierung der Kirche ging. Ein reger Briefverkehr bezeugt das.
Als St. Johann in Osnabrück umgestaltet wurde, nahm er großen Einfluss auch auf die notwendigen Baumaßnahmen.
So kann man den Schriftstücken immer wieder entnehmen, dass er sich in vielfältiger Weise als Baumeister und Architekt einbrachte.
Der Kirchenneubau und –umbau war für den Baumeister Seling eines seiner Betätigungsfelder. Da er den Benediktinerinnen sehr nahe stand, ist es nicht verwunderlich, dass er ihnen beim Bau von Klöstern half.
Benediktinerinnen sind Ordensfrauen, die nach der Regel des hl. Benedikt leben. Sie leben in der Regel in Klöstern, sie übernehmen aber auch Aufgaben außerhalb des Klosters.
Benediktinische Frauenklöster gehen auf die heilige Scholastika zurück, die Zwillingsschwester des heiligen Benedikt von Nursia. Hildegard von Bingen war Benediktinerin und Kirchenlehrerin.
Im Großraum Osnabrück gab und gibt es Benediktinerklöster. Das Kloster der Ewigen Anbetung am Hasetor, die Abtei Gerleve bei Coesfeld, das Kloster Hamicolt bei Dülmen und ein Kloster im niederländischen Oldenzaal. Der Freund und Förderer Heinrich Seling half den Ordensschwestern gern.
Warum gingen deutsche Ordensschwestern vor fast 150 Jahren nach Oldenzaal:
Nach der Reichsgründung von 1871 setzte in Deutschland 1872 der so genannte Kulturkampf ein, der vor allem durch Reichskanzler Otto von Bismarck und dem preußischen Kultusminister Falk gefördert wurde. Der Kulturkampf richtete sich gegen die katholische Kirche im Allgemeinen und gegen die Orden im Besonderen. Der Kampf gipfelte im Mai 1875 mit dem so genannten Ordensgesetz durch das alle geistlichen Orden in Preußen verboten wurden – außer den Krankenpflegenden. So mussten auch die Schwestern vom Heiligsten Sakrament Osnabrück verlassen. Die Benediktinerinnen fanden Asyl im Franziskanerinnenkloster in Oldenzaal in den Niederlanden. Generalvikar Dr. Bernhard Höting, der spätere Osnabrücker Bischof, hatte die Unterbringung in Oldenzaal vermittelt. Am 18. August 1876 bezogen die Schwestern ein neues eigenes Haus vor den Toren der Stadt Oldenzaal. Die Nonnen sind in der Zeit des Asyls sowohl von Erzbischof Ignatius Schaepman von Utrecht, als auch von der Osnabrücker Bevölkerung unterstützt worden.
Das holländische Exil wurde für die Schwestern zu einer äußerst fruchtbaren Zeit: Fünf neue Klöster sind von Oldenzaal aus in Holland gegründet worden, zwei weitere Klöster in Dülmen und in Vinnenberg wurden neu besiedelt und eines gründeten die Schwestern in Varensell in der Nähe von Wiedenbrück neu.
Nach der Beendigung des Kulturkampfes erhielt das Kloster im Drei-Kaiser-Jahr am 7. Dezember 1888 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Osnabrück. 1890 unterbreitete Priorin Windhoff dem Erzbischof von Utrecht ihre Absicht, dass ein Teil des Konventes nach Osnabrück zurückkehren und dass der andere Teil in Oldenzaal verbleiben sollte.
Ein anderer Teil der Schwestern der Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung ging 1891 durch die Vermittlung des Bischofs von Münster, Dr. Hermann Dingelstadt, in das leer stehende Kloster in Hamicolt. Der Freund der Benediktiner, der Bildhauer Heinrich Seling, stifte mehrere Einrichtungsgegenstände für die Kirche im Kloster Oldenzaal. Daz gehörte wohl auch der Altar in der kapelle.
Heute steht hier in Oldenzaal das Altenzentrum: De Molenkamp.
Auch half er den Benediktinerinnen bei der Klostereinrichtung Hamicolt bei Dülmen. So ist bekannt, dass er ihnen 1896 zwei lebensgroße Statuen schenkte, den hl. Benedikt und die hl. Scholastika, die Schwester von Benedikt. Das Kloster wurde aber jetzt als Kloster geschlossen, die Anzahl der Ordensfrauen war zu gering, die verbleibenden Schwestern wurden zu alt. Doch wo sind die beiden Statuen geblieben?
Im Jahr 2008 zogen acht Schwestern des Benediktinerklosters Hamicolt in einen Seitenflügel des Altersheimes in Rosendahl Osterwyk, etwa 20 km vom Kloster entfernt. Sie stellten die beiden Statuen des hl. Benedikt und der hl. Scholastika auf ihrem Flur auf. Sie waren vom Osnabrücker Bildhauer Heinrich Seling 1891 für das Kloster geschaffen worden. Sie wurden wiederholt restauriert.
Kloster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament in Osnabrück
Der größere Teil der Schwestern sollte wieder nach Osnabrück kommen. Im Jahr 1888 ersuchten sie schriftlich die Erlaubnis, nach Osnabrück zurückkehren zu können. Als Initiatoren kämpfte für sie der Osnabrücker Bildhauer Heinrich Seling. Er hatte den Kontakt mit den Benediktinerinnen über Auftragsarbeiten für Projekte im Kloster in Oldenzaal, wie etwa für einen Altar oder den Entwurf für eine Fahne.
Er setzte sich sehr für diese Rückkehr ein. Er fertigte als Baumeister Baupläne für das neue Klostergebäude. Bei der Suche nach einem Standort kam das Gelände der alten Nobbenburg in Frage. Im Jahr 1898 besorgten die Geschwister Siebenbürgen aus Osnabrück und der befreundete Osnabrücker Bildhauer ein Grundstück. Sie stiften für den Benediktinerinnenorden und somit den Schwestern ein Gelände in der Stadt Osnabrück am Hasetor. Ein Teil des Grundstückes gehörte dem Bildhauer Heinrich Seling selbst.
Baubeginn für das Kloster und für die Kapelle war das Jahr 1896, im Jahr 1898 konnte das Haus eingeweiht werden. Da es schon bald zu klein war, bereitete der Baumeister Seling bald die Pläne für Erweiterungsbauten in den Jahren 1903 und 1909 vor. Die Bauarbeiten wurden durchgeführt. Zwischen 1904 und 1907 entstand ein neuer holzgeschnitzter Kreuzweg, wahrscheinlich von Seling. Ist der alte, nach dem Krieg gerettete Kreuzweg der im Kreuzgang, wahrscheinlich ja.
Im 2. Weltkrieg wurden das Kloster und die Kapelle auch stark beschädigt, eine Notkapelle wurde eingerichtet, die dann mit Leihgaben bestückt werden konnte. Der Standort der Kapelle im Haus wurde 1953 verlegt. 1968 wurde die Kapelle dann nach Entwürfen von Else Bircks umgestaltet. An die Stelle des provisorischen Altartisches wurde nun der Hochaltar gesetzt. Das trennende Gitter zwischen dem Priesterchor und dem Nonnenchor wurde entfernt. Es wurde eine neue Technik bei der Hostienbäckerei eingeführt und in der Paramentenwerkstatt auch einiges technisiert. Im Haus finden auch Tage der Stille und Einkehr für Frauen von 18 – 50 Jahre statt. Dafür erfolgte ein Umbau im Jahr 1992. Auch wird eine Wärmestube vorgehalten.
Zu Seling: Der Bildhauer und Baumeister Seling hatte 1898 einen schmucklosen neoromanischen Klosterbau entworfen, der sich im äußerlichen Erscheinungsbild mit seinen nicht ganz regelmäßigen behauenen unverputzten Bruchsteinen mit Sandsteineinfassungen zeigte. Eine hoch hinauf ragende Fassade, die durch eine Reihe von rundbogigen Fenstern unterbrochen war, ist geschaffen worden. Sein Rundturm mit spitzem Kegeldach erinnert mehr an eine Burganlage. Im Inneren hatte Seling mit dem Kreuzgang allerdings eine traditionelle Klosterbauform aufgenommen. Um das Quadrum ordnete er geschickt die einzelnen Gebäudetrakte an. Neben der Pforte am Fuß des runden Turmes lag rechts die Kapelle, der einzige reich verzierte Raum des Klosters. Sie war zweigeschossig, wobei sich auf einer Empore der Nonnenchor befand.
Im Jahr 1904 besichtigte der Maria Laarcher Mönch und Architekt Ludger Rincklage in Begleitung von Seling das gesamte Haus und fand es sehr zweckdienlich eingerichtet. Im Jahr 1909 begannen nach den Plänen Selings die Arbeiten für den Anbau eines großen Refektoriums und eines Kapitelsaals in nordwestlicher Richtung. Im dritten Stockwerk wurden weitere Zellen für die Schwestern gebaut. Als Seling am 2. September 1912 im Alter von 69 Jahren in Münster starb, gedachten die Osnabrücker Schwestern in tiefer Dankbarkeit ihres großen, wenn nicht gar ihres größten Wohltäters, der immer besonders freundlich war und bei jeder neuen Einrichtung mit Rat und Tat half. Auch war er immer ihre Zuflucht in jeder Verlegenheit- mochte Stadt und Polizei ihnen Schwierigkeiten bereiten.
Von den Kreuzwegstationen, in Holz geschnitzt, die im Jahr 1904 begonnen und 1907 aufgehängt wurden, ist der Name des Künstlers nicht überliefert. Bei der Zerstörung des Klosters am 13. September 1944 gingen auch diese groß- und hochformatigen Holzreliefs mit runndbogigem Abschluss in den Schuttmassen unter. Während der Aufräumungsarbeiten im Frühjahr 1949 konnten drei dieser Kreuzwegstationen aus den Trümmern geborgen werden und haben später im Kreuzgang einen neuen Platz gefunden. Stil und Ausführung deuten auf Seling hin, der nicht nur das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes prägte, sondern ebenso mit einer Reihe von Kunstwerken für die Innenausstattung einen stilistisch geschlossenen Gesamteindruck erzielte.
Seit dem Jahr 2000 steht Sr. Angelica geb. Maria Schmidt als Priorin dem Kloster vor.
Gerleve
Das Kloster wurde 1899 als bäuerliche Schenkung des Hofes Wermelt von Mönchen der Erzabtei Beuron gegründet und 1904 zur Abtei erhoben. Patron ist der hl. Joseph. Unter Abt Raphael Molitor erlebte das Kloster ab 1906 einen stetigen Aufschwung; 1936 gehörten ihm 100 Mönche an.
1941 wurde die Gemeinschaft im Rahmen des „Klostersturms“ von den Nationalsozialisten bei Aufenthaltsverbot in den Provinzen Rheinland und Westfalen aus der Abtei vertrieben. Die Patres Augustin Hessing (1897–1975) und Gregor Schwake (1892–1967) kamen in das KZ Dachau. Die Klostergebäude wurden teils als Heim der NS-Volkswohlfahrt „Mutter und Kind“, teils als „NS-Lehrhof der Hitler-Jugend des Gaues Westfalen-Nord“ genutzt. Schwangere Frauen aus dem Ruhrgebiet und aus dem Münsterland sollten im leer stehenden Kloster ihre Kinder gebären. So wurden in Gerleve mehr als 800 Kinder geboren. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezog am 11. Februar 1945 ein Luftwaffenlazarett die Gebäude. Nach der Befreiung am 30. März 1945 diente dieses Lazarett für Verwundete aller Nationen zunächst unter US-amerikanischer, dann sowjetischer und zuletzt polnischer Leitung. Viele der Verwundeten starben. 200 Tote wurden auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.
Erst 1946 konnten die Mönche nach Gerleve zurückkehren. Mehrere Mönche sind wissenschaftlich tätig, andere arbeiten in der Seelsorge, den Gästehäusern, der Buchhandlung, der Bibliothek oder dem Garten.
Kirche:
Der Kirchenbau ist eine dreischiffige Basilika im Stil der Neoromanik. Er wurde wie die gesamte Klosteranlage von dem Architekten Wilhelm Rincklake, einem Benediktiner aus der Abtei Maria Laach, entworfen und im Jahr 1901 begonnen. 1904 konnte die erste Liturgie hier gefeiert werden.
In den Jahren 1937 und 1938 wurde die durch Witterungseinflüsse stark beschädigte Westfassade nach Plänen des Kölner Architekten Dominikus Böhm restauriert und umgestaltet. Dabei erhielten die Türme, deren Spitzen als Rhombendächer ausgebildet waren, flach geneigte Pyramidendächer.
Kircheneinrichtung:
Die Kirche ist im Inneren sehr spärlich eingerichtet, sodass der Blick automatisch auf den Altar im Zentrum der Vierung gerichtet wird. Der Altar aus Elbsandstein wurde von dem Künstler Ulrich Hahn entworfen. Der Altarblock ist durch horizontale und vertikale Schnitte gegliedert, so dass der Eindruck entsteht, er stehe auf zwölf Füßen (in Anlehnung an die zwölf Apostel). Eine ähnliche Gestaltung weist der Ambo auf, der auf vier Füßen (in Anlehnung an die vier Evangeli(st)en) steht. Nördlich und südlich des Altars befindet sich das Chorgestühl der Mönche, unterhalb der beiden großen Rosettenfenster der Querhausseiten.
2005 wurde in der Vierung eine farbig gefasste spätromanische Kreuzigungsgruppe aus Nordspanien aufgehängt. Die Kreuzigungsgruppe wurde im frühen 13. Jahrhundert geschaffen. Die Figuren des Christus, der Maria und des Johannes sind lebensgroß gestaltet.
Aus der Werkstatt Seling:
Im Nordturm befindet sich eine Herz-Jesu-Kapelle, in der ein vergoldeter geschnitzter Holzaltar aufgestellt ist. Dieser Herz-Jesu-Altar aus dem Jahre 1912 wurde von dem Bildhauer Heinrich Seling geschaffen.
Der aus Holz geschnitzte, polychrome Altar ist vergoldet. Engel und Heilige, biblische Szenen und Symbole, die auf die Liebe Gottes zu den Menschen verweisen, umgeben die Darstellung des sein Herz zeigenden Jesus. Zu seiner Rechten knien die Gottesmutter Maria, die Fürsprecherin aller Sünder und die bekehrte Sünderin Maria Magdalena.
Hinter ihnen stehen die hl. Gertrud von Helfta und die hl. Margaretha M. Alocoque, die sich in ihrer Zeit für die Herz- Jesu- Verehrung einsetzten. Links erkennt man auf Knien den hl. Josef und den hl. Johannes den Täufer, dahinter stehend den Apostel Johannes und den hl, Bernhard von Clairvaux als Namenspatron der Stifter. Um das Altarkreuz, hinter dem eine Kreuzreliquie aufbewahrt wird, scharen sich rechts die hl. Scholastika, die Schwester des hl. Benedikt, die hl. Theresa von Avila und die hl. Märtyrerin Agnes, links die Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie der hl. Benedikt.
Auf vier großformatigen Bildtafeln links und rechts sind dargestellt die Geburt Jesu sowie drei Erscheinungen des Auferstandenen: einmal die Erscheinung vor Maria Magdalena, dann vor den Emmausjüngern und zuletzt unten rechts vor dem knienden Apostel Thomas.
In einer kleinen Nische der Südwand dieser Kapelle werden die heiligen Öle aufbewahrt.
Einen großen Teil der Informationen konnte ich dem Buch: Frauen mit Geschichte von Marcel Albert entnehmen. Untertitel: Die deutschsprachigen Klöster der Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament, 2003 im EOS Verlag sowie der Internetseite Wikipedia.